Es existiert eine Chronik aus dem Jahre 1976 in Zeitungsform, diese kann beim Präsidium des TVR bezogen werden.
„Rührt eure Hände beim Tagwerk in der Werkstatt und auf dem Felde, so habt ihr Turnen zur Genüge“, hiess es aus Kreisen der Bevölkerung, als sich 1876 der Turngedanke in den Köpfen einiger junger Leute in Richterswil regte. Allen Unkenrufen zum Trotz wurden pro Woche zwei Turnabende, jeweils am Dienstag und Samstag, festgesetzt. Bei schönem Wetter turnte man draussen. Bei schlechter Witterung und in den Wintermonaten suchte man im Erdgeschoss des Schulhauses Unterschlupf. Die Kunstturner konnten im mittleren Raum der Pfarrhausscheune ihre Übungen abhalten, während sich die Nationalturner mit dem „Schweizerhofsaal“ begnügen mussten.
Die ersten 10 Jahre waren ein Kampf um die Existenz
Nach zwei Tiefschlägen in den Jahren 1880 und 1883 stand die Auflösung des Turnvereins zur Diskussion und man zweifelte sogar ernsthaft an der Existenz des Vereins. Aber Turner sind sich zu kämpfen gewohnt. Am 4. April 1880 schworen sich die verbliebenen 5 Versammlungsteilnehmer alles zu unternehmen, um den Verein wieder auf Vordermann zu bringen. Bereits nach zwei Wochen konnten 14 neue Aktivmitglieder aufgenommen werden. Die Wellen glätteten sich als die Einweihung der Turnanlagen samt Turnschopf in der Töss auf dem Programm stand. 1883 bekam das Vereinsschiff wieder arge Schlagseiten doch auch diesmal liessen sich die Turner nicht entmutigen und führten den Turnverein in ruhigere Gewässer.
Sackgumpen und Barrenturnen
1878 erfolgte erstmals im Saal des „Schweizerhofes“ eine Gymnastische Aufführung die als Vorgängerin der späteren alljährlichen Abendunterhaltungen bezeichnet werden kann. Wer von den Aktiven nicht mitmachte, wurde kurzerhand mit 20 Rappen gebüsst. An der Abendunterhaltung sechs Jahre später im Hotel „3 Könige“ wirkten auch der Musikverein und der Sängerverein mit. Die Produktionen des Turnvereins bestanden in Stabübungen mit Gesang, Steinheben, Sack-Gumpen, Barrenturnen und zum Schluss die Pyramide mit bengalischer Beleuchtung. Der Musikverein Richterswil unterstützte die Abend- Unterhaltungen mit Erfolg in vielen weiteren Jahren. Auf die Jubiläumsfeier 10 Jahre Turnverein Richterswil folgte ein Jahr darauf die Gründung des Männerturnvereins bevor 1892 der dritte Tiefschlag folgte. Er zog eine umfassende Reorganisation nach sich. Bis in die 1920-er-Jahre blieb es um den Turnverein ruhig. 1920 wurde die Veteranengruppe gegründet, gefolgt von der Gründung der Knabenriege (Jugendriege). Schliesslich, nur ein Jahr vor dem 50-Jahr-Jubiläum 1927 mit der dritten Fahnenweihe, ging die Gründung der Damenriege über die Bühne.
Fusionen wurden Mode
In den folgenden Jahren reihte sich Höhepunkt an Höhepunkt. So konnte man 1934 die umgebaute Halle Töss beziehen, erlebte 1936 in Richterswil die Olympia-Ausscheidungen und organisierte 1939 das Kantonale Schwingfest. Ein Jahr nach Kriegsende wurde 1946 der Männerturnverein in die Männerriege umgewandelt und fusionierte mit dem Turnverein Richterswil. Die Richterswiler Turnerschar wurde zusehends grösser als 1958 aus der Damenriege die Turnerinnenriege wurde, und wie die Männerriege, Teil des Turnvereins Richterswil. Mit dem Zusammenschluss aller Riegen haben die Turner 1996 der Gesamtverein Turnverein Richterswil ins Leben gerufen. Ziel war die strategische Führung des Vereins mittels eines Gesamtvorstands (GeVo).
Quelle: Chronik 100 Jahre Turnverein Richterswil von Hanspeter Huber, Robert Rüegg jun. und Luci Castellanelli.